HOME
REISEVERLAUFFOTOGALERIE 2009FOTOGALERIE 2010KONTAKT + IMPRESSUM
QUER DURCH EUROPA
Wir sind dann mal unterwegs.....
Update 21 vom 04.06.


 

Im Wind wogende Weizenfelder, flimmernde Hitze über staubtrockenen Ebenen, grüne Oasen in tiefen vulkanischen Tuffsteintälern und die Sicht auf schneebedeckte Vulkane. Das ist Zentralanatolien.

 

Hierher haben wir die Flucht nach den schwülen Nächten in Adana, unserem südlichsten Ziel in der Türkei, ergriffen. Zwar sind nun die Nächte kühler, doch von den 35 Grad tagsüber sind nicht nur wir „eiskalt“ oder besser gesagt „brühwarm“ überrascht worden. So hecheln wir im Wettstreit miteinander……. zu dritt!

Denn die Vermutung im Gästebuch von Uli und Beat war goldrichtig: Unsere angekündigte Überraschung ist ein Hund. Schwarz, schlank, verspielt und für jede Aufmerksamkeit dankbar, trat sie klammheimlich in unser Leben und machte unsere Überzeugung, dass wir niemals einen Hund aus dem Ausland mitnehmen wollten, am Tag der Abreise aus Datça zunichte. 2 Wochen lang war der schmale Platz unter unserem Caravan Zufluchtstätte vor den Verscheuchungsversuchen des Campingplatzbesitzers gewesen. 2 Wochen, in denen sie immer dünner und ängstlicher wurde. Trotzdem bettelte sie niemals und zeigte schon damals mit ihrer Gelehrsamkeit und Zurückhaltung, dass sie im Leben zuvor gut behandelt worden war, aber vermutlich ihrem Vorbesitzer zu gross wurde. Auf jeden Fall war sie eindeutig aus dem niedlichen rosa Halsband mit den roten Herzen herausgewachsen. Auch die Tatsache, dass sie niemand in Datça kannte, legt die Vermutung nahe, dass sie ausgesetzt worden war. Zwischenzeitlich vermuten wir, dass sie auf einem Boot aufgewachsen ist oder wie erklären sich sonst Umstände wie: dass sie an der Strasse bei mehr als einem Auto in kopfloser Panik am liebsten über den nächsten Gartenzaun springen will, Kühe wie Wesen aus einer anderen Welt anstarrt, ihr das Schaukeln beim stundenlangen Fahren im beengten Caravan überhaupt nichts ausmacht und sie Strand und Meeresbrandung zum (…Pardon…) scheissen braucht, damit das Meerwasser gleich den Haufen wegspülen kann??? Tja, wie gesagt sie war wohl mal wohlerzogen. Nach 2 Wochen haben wir zum Glück nun auch letzteres im Griff, denn sonst wäre es verständlicherweise zwecklos sie mit in die Schweiz zu nehmen. Wenn denn alles gut geht.

Auf jeden Fall zwingen uns die vorgegebenen Impfungen und Untersuchungen unsere Reisepläne völlig umzuschmeissen, denn für die Einreise in die EU benötigen wir noch einen Heimtierausweis und das dauert eben ein paar Wochen. Aus „quer durch Europa“ wird nun eben kurzzeitig „quer durch die Türkei“, aber ehrlich gesagt, sind wir gar nicht traurig drüber, denn die Gastfreundschaft hier ist die herzlichste auf unserer ganzen Reise und wir sind beeindruckt von diesem riesigen Land voller Kultur und Naturschönheiten.

 

Also ab jetzt zu dritt on Tour. Es ist fast so, als ob sie schon immer zu uns gehören würde. Übrigends heisst sie COCA. Eine Spontanäusserung unseres fünfjährigen Neffens, der beim Anblick ihres schwarzschimmernden Felles sie Cola nennen wollte. Coca Cola! Darum eben Coca ;o)

 

Aber nun Schritt für Schritt unsere Erlebnisse die letzten Wochen:

 

Von Datça aus ging es erst einmal nach Marmaris und dann weiter zum grossen Köycesizsee, der uns mit seinem von dunkelblau ins türkisgrün übergehenden Wasser beeindruckte. Einen traumhaften einsamen Kiesstrand haben wir dann in Ekincik, eine vor allem unter Seglern bekannte Bucht, gefunden.

 

Bei Kaunos haben wir ein Boot gechartet um die beste Sicht auf die Felsengräber von Dalyan zu haben. Zu unserem Vergnügen schwammen neben uns grosse Carette carette (Meeresschildkröten) im Fluss. Hier befinden sich nämlich die grössten Schutzgebiete für diese Tiere. Traumstrände mit weissem feinem Sand und türkisblauem Wasser werden durch grosse gelbe Schilder gesperrt, die den Strand von 20 Uhr bis 8 Uhr zur Schutzzone erklären! Ein Paradies für Naturliebhaber.

 

An Fethiye vorbei ging es an die bekannteste Lagune in der Türkei: Ölü Deniz. Für uns eine Enttäuschung. Sind wir es doch gewohnt in fast menschenleeren kleinen Traumbuchten unsere Ruhe zu haben. Hier Fehlanzeige. Touristenhochburg Nr.1. An den Anblick mussten wir uns erst wieder gewöhnen. Die Mittelmeerküste besonders zwischen Antalya und Alanya ist mit einem Hotelkomplex nach dem anderen gesäumt, an deren Strände man zwar stundenlang spazieren gehen kann, aber ganz sicher nicht zur Ruhe kommt. Doch gibt es noch genug einsame Gegenden. Die kurvige Nationalstrasse am Meer entlang hat die ein oder andere Überraschung bereit.

 

Nehmen wir die Ruinen von Xanthos. In der Ruinenstätte fallen die lykischen Grabbauten aus. Der Brauch der Lykier, die Toten möglichst hoch über der Erde zu bestatten, hängt mit dem damaligen Glauben zusammen, die Seelen würden von Vogeldämonen in den Himmel getragen.

 

Der am steilen Felshang gebaute Fischerort Kas besitzt zwar keine Strände, wird aber von Touristen gerne wegen des griechischen Charmes seiner kleinen verwickelten Gassen und den typischen Häusern besucht. Bei einem kühlen Bier genossen auch wir die Aussicht auf Hafen und Meersbucht von einer kleinen Terassenbar aus ;o)

 

Von Ücagiz aus, mal wieder mit einem Boot, ging es vorbei an einem kleinen Ort der nur zu Fuss oder mit einem Boot zu erreichen ist, zur versunkenen Stadt Kekova.

Die Mauern dieser wohl einst wohlhabenen grossen Stadt liegen im kristallklarem Wasser gut sichtbar. Die neuen Bewohner der Stadt haben bei Katrin gleich wieder die Idee vom Angeln wach gerufen ;o)

 

In Kale wollten wir ein Blick auf die Ruinen und Felsengräber der Stadt Myra werfen und trafen auf dem Weg erst einmal die Nikolauskirche. Einst lag hier der heilige Nikolaus begraben, bis die Gebeine nach Bari verschleppt wurden.

 

Eingerahmt von den mächtigen Ausläufern des Taurus-Gebirges wird man im Beydaglari Nationalpark von dem schönen Ort Cirali eingenommen. Noch ein echter Insidertipp für Menschen, die tropische grüne kleine Pensionen grossen Bettenburgen vorziehen. Von hier aus beginnt man auch den mühevollen Aufstieg zu den „brennenden Steinen“. Es brennt schon seit alter Zeit, und da Homer das Feuer speiende Ungeheuer Chimaira in Lykien ansiedelte, mag hier die Heimat der mythologischen Figur gewesen sein.

Vom langen Strand aus lässt sich zudem noch die einstige Seeräuberfestung Olympos durchwandern, allerdings sind die Ruinen vom Urwald dermassen eingenommen, dass die Ausmasse der einstgen Siedlung nur schwer zu erfassen sind.

 

Die „lächelde Schöne des türkischen Südens“, so beschreibt man die Stadt Antalya. Bei einer kleinen Stadtbesichtigung konnten wir diese Beschreibung nicht bestätigen. Von fernen war die Ansicht des kleinen Hafens und der Altstadt mit ihren Ziegeldächern noch hübsch zu nennen, aber leider werden die alten Holzhäuser nicht renoviert und so schlenderten wir zwischen heruntergekommenen Bauten und zahlreichen Touristenbasaren hindurch.

 

Schöner anzusehen ist die nächste bekannte Stadt Alanya. Auf einem steilen Fels liegt die imposante rote Seldschukenfestung, die wegen ihrer 146 Türme und dem einmaligen Fernblick einen Besuch allemal wert ist.    

 

In Gazipasa wurde uns eine erholsame Massage zuteil. Direkt am einsamen Kizilin Beach. Einfach herrlich. Besten Dank an Hamdi ;o)

 

So ausgeruht konnten wir den Ruinen des antiken Anemurium bei Anamur unsere Aufmerksamkeit schenken. Weiter Richtung Adana streiften wir noch die beeindruckende Festung Kiz Kalesi die mitten im Meer liegt. Sie wurde mit einer doppelten Wehrmauer ausgestattet. Der Sage nach sollte somit verhindert werden, dass die Weisssagung „Die Tochter des Sultans kommt durch einen Schlangenbiss zu Tode“ verhindert wird.

Der Tod trat letztendlich doch ein. Der Vater schickte seiner Tocher einen Korb mit Früchten auf die schwer zugängliche Burg. Im Korb befand sich die todbringende Schlange.

 

Die viertgrösste Stadt der Türkei, Adana, mit ihrer am Fluss Seyhan stehenden neuen grössten (!!!) Moschee der Türkei, der Sabanci Merkez Cami, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Hier trifft orientalischer Zauber auf moderne Grosstadt und das im friedlichen Einklang.

Mit frisch geputzten Schuhen (dank dem netten Schuhputzer) traten wir den Rundgang durch die mit Basaren und der aus dem 15. Jahrhundert erbauten Ramazanoglu-Moschee bestückten Altstadt an.

 

Da das Klima inzwischen subtropische Temperaturen annahm, war unser Entschluss schnell gefasst in die Hochebene von Kappadokien zu entfliehen.

 

Göreme heisst übersetzt >du sollst nicht sehen<. So nannten die früheren christlichen Bewohner diese durch vulkanischen Tuffstein geprägte Landschaft, in die sie zum Schutz vor Übergriffen der Muslime ganze Städte bis zu 85m tief in das weiche Tuffstein gegraben haben.

In Derinkuyu krochen auch wir in diese Festungsanlage hinab. Riesige Mühlsteine schlossen die jeweiligen Geschosse dieser Unterground Citys ab. Eine beeindruckende, völlig durchdachte Anlage, die bis zu 5000 Menschen Lebensraum bot.

 

In Friedenszeiten wohnten die Bewohner natürlich oberirdisch. Allerdings auch hier in Höhlenwohnungen die sie in die Felsenkegeln gemeisselt hatten.  Zahlreiche Höhlenkirchen zeugen von dem gelebten Glauben. Leider sind die vielen zerstörten Fresken nur noch in wenigen Kirchen gut zu erkennen.

 

Am schönsten muss wohl die Besichtigung dieses Nationalparks mit einem Heissluftballon sein. Zumindest zeugen die täglichen an die 50 Stück bunten fahrenden Ballons mit ihren riesigen Körben von dieser Theorie. Wir lassen uns von dem Anblick zu frühmorgendlicher Zeit ( Gassi gehen um kurz vor 6 Uhr) verzaubern und sparen uns den horrenden Preis lieber.

 

Neben diesen Felsformationen sieht Kappadokien teils aus wie eine Mondlandschaft. Und plötzlich wird diese Ebene von einer Schlucht unterbrochen, die der Melendiz Suyu im Laufe der Zeit gegraben hat. Das so entstandene Peristrema-Tal mit einer Vielzahl von Höhlenkirchen kann man nur zu Fuss durchwandern und verzaubert einen mit unglaublich vielfältigem Vogelgezwitscher.

 

Wie immer sind wir gespannt, was uns nun an Schönes auf unserer restlichen Reise durch Anatolien auffällt.

 

Lieben Gruss

 

Katrin & Claudia & Coca

 

 

 

 

HOMEREISEVERLAUFFOTOGALERIE 2009FOTOGALERIE 2010KONTAKT + IMPRESSUM