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QUER DURCH EUROPA
Wir sind dann mal unterwegs.....
Update 17 vom 19.02.

 

 

Marokko Teil 2

 

Steinwüste so weit das Auge reicht. Flimmerndes Licht am Horizont. Kilometerweit nichts als trockene Erde, Gestrüpp und Steine.

Denkt man. Doch es ist erstaunlich. In noch so einsamen unwirtlichen Gegenden tauchen plötzlich Menschen auf. Unterwegs zu Fuss oder mit dem Fahrrad. Ziegen hütend, brauchbare Pflanzenteile suchend oder auf unscheinbaren Pfaden zügig gehend zum nächsten weit entfernten Dorf. Hohe Stampflehmmauern umgeben die einzelnen Grundstücke in den Ortschaften zum Schutz vor Sandstürmen. Die Strassen sind einspurig geteert. Bei Gegenverkehr bleibt man solange auf der Fahrbahn wie möglich, um den anderen zum abbremsen aufzufordern, um dann auf die Seitenstreifen auszuweichen. Palmen zeigen sich in der Ferne erst vereinzelt, dann immer dichter stehend, bis Tausende von Palmen fruchtbaren Boden, leuchtendes Grün und blühende Gärten innerhalb schattiger lebhafter Oasenortschaften ankündigen.

Für uns eine völlig neue fremde Landschaft auf dem südlichsten Teil unserer Tour zwischen Guelmin und Tata.

Zuvor waren wir von der Küste über Tafraoute nach Tiznit gefahren. Terassenförmig angelegte Felder, saftiges Frühlingsgrün und das Weiss der Mandelblüte begleiteten uns. Uralte Speicherstädte thronten auf den vereinzelt stehenden Hügeln. Kurvige enge Strassen führten über den Pass bis auf 1600m, dahinter schmiegten sich die Ortschaften in die Felshänge. Der Reichtum der hiessigen Bevölkerung, die oft als Händler und Touristenführer in den Königsstädten zu Geld gekommen waren, sah man an den neuen rot-weissen Betonhäusern.

Die braunroten Granitfelsen der umliegenden Berge leuchteten früh morgens in der kalten Morgensonne von Tafraoute. Palmen wiegten sich davor im Wind, während dahinter auf den Felskuppen frischer Schnee schimmerte. Ein völlig widersprüchliches, faszinierendes Bild nach nächtlichen 3 Grad. Bei diesen Temperaturen zeigte die traditionelle Bauweise der Lehmhäuser ihre Vorteile gegenüber den Betonbauten ohne Heizung. Ein junger Berber erklärte uns sein altes verwinkeltes Haus. Während unten die Tiere standen, waren darüber die Schlafräume und die Küche. Kleine niedrige Räume mit winzigen Fenstern. Im Winter hielt sich so die Wärme von der Küche ausgehend länger und im Sommer blieben die Räume durch wenig Sonneneinstrahlung kühl. Ein Raum hatte eine Futterkrippe für die Kuh (im 2. Stock!), die hier stand, wenn die Frau schwanger war, für zusätzliche Wärme und Milch. 

Mit dem Jeep ging es zu den „Blauen Felsen“, ein Kunstprojekt von Jean Verames, der mit  Tonnen von blauen Erdpigmenten ausgewählte Felsen bemalte. Nach 20 Jahren waren die Farben verwittert und ausgebleicht. Trotzdem war es ein eindrückliches Erlebnis riesige natürliche Steinformationen als Kunstwerk zu betrachten und so einen Ort zu erleben, den man sonst wohl nie besucht hätte. (Anmerkung zum Grössenverhältnis: auf dem entsprechenden Foto steht oben ein Mensch!)

Innerhalb von wenigen Tagen also ein Klimawechsel von Kalt zu Heiss, von Feucht zu Trocken. Die Vielfältigkeit dieses Landes ist ziemlich beeindruckend und in so kurzer Zeit kaum zu begreifen. Fotos können nur einen oberflächigen Eindruck wiedergeben, zumal man das wirkliche Alltagsleben leider nicht bildlich festhalten kann. Marokkaner werden nicht gerne fotografiert. Vielleicht hängt es mit dem Bilderverbot im Islam zusammen, vielleicht ist es aber auch eine Reaktion auf die mancherorts zahlreichen Touristen, die mit ihrer Freizügigkeit eine andere Kultur verkörpern. Doch eines war auffällig. Die Freundlichkeit der Menschen. Ein Gruss wurde immer mit einem zwar zurückhaltenden, aber ehrlichen Lächeln quittiert. Die Menschen wirkten offen, neugierig und höflich. 

Allein unterwegs und abseits anderer Touristen ergaben sich interessante Begegnungen, z.B. die spontane Einladung in den Kindergarten von Foum-Zguid. Oder in der Altstadt von Quarzazate eine Unterhaltung mit Statisten, die in zahlreichen Filmen mitgespielt hatten. Hier wurden bekannte Filme wie „Der Gladiator“, „Babel“ oder „Asterix und Obelix“ gedreht. Besonders der Ort Ait-Benhaddou mit seinen am Hang liegenden Kasbahs (prächtigen alten Lehmhäusern) war Kulisse für viele Filme.  

Weiter ging es durch das Palmenbestandene Draa-Tal nach Zagora, wo unsere mitgeführten Instrumente zu spontaner Musik mit genauso trommelbegeisterten Einheimischen führte, während im neuerstandenen Tajine das Hühnchenfleisch mit Gemüse bruzelte. Eine tolle und einfache Art in einem Tongefäss zu kochen.

Am nächsten Tag führte uns eine Jeeptour mitten in die Sandwüste. Durch den vorangegangenen Regen war der Sand so fest, dass wir über die Dünenkämme wandern konnten und ganz fasziniert waren von der Weite dieser Sandlandschaft. Dieses Erlebnis hatten wir einige Tage später noch mal am Erg Chebbi, der grössten zusammenhängenden Sanddüne Marokkos bei Rissani. Ansonsten war dieser Teil der Nördlichen Sahara geprägt von schwarzem Gestein, dessen Weite in der Sonne schimmerte. An mehreren Stellen konnte man imposante jahrtausende alte Fossilien finden, während der Blick zu den Bergen Algeriens ging.

Und hier nun kam es zur "Meuterei", indessen Folge wir unseren "Reiseleiter" loswurden. Respektloses und unprofessionelles Verhalten waren einfach zuviel geworden. Die wichtigsten Toureninhalte (Stadtführungen, Besichtigungen, Jeeptouren) waren abgehakt und wir wollten in Ruhe die letzten Tage geniessen. Ehe wir uns versahen, waren wir dann allerdings das „Leitfahrzeug“ mit 2 Wohnmobilen hinter uns. Dank unserer eigenen Reiseunterlagen kamen wir aber ohne grössere Probleme durch lebhafte Städte und über den Hohen Atlas, fanden schöne Campingplätze und erkundeten mit öffentl. Bus und Taxi die Königsstadt Fes. In dieser unüberschaubaren Stadt führten zwar anfängliche Orientierungsschwierigkeiten dazu, dass wir interessante Stadtteile sahen, wo Touristen wohl selten hinkommen, aber zu guter letzt fanden wir auch die traditionellen Souks mit dem beeindruckenden Gerberviertel. 

Fazit des Ganzen?

Marokko ist auf jeden Fall eine, wenn nicht mehrere Reisen wert! Das Reisen mit Wohnmobil ist mit aktuellem Reise- und Campingführer unproblematisch. Man fühlt sich als WOMO-Fahrer oft sicherer wie in manch südeuropäischen Ländern. Die Gerüchte, dass Steine nach WOMOs geworfen werden, bewahrheiten sich nur dann, wenn ein WOMO freizügig Bonbons oder Geschenke austeilt und die dazu gelaufenen Kinder nichts mehr abbekommen oder das nächste WOMO nichts geben will. Da ist der Frust natürlich gross. Also am besten garnichts am Strassenrand geben! Kleine Geschenke werden aber gerne als Dankeschön genommen, wobei Kugelschreiber dabei wirklich der Renner sind. Das Reisen in der Gruppe hat den Vorteil, dass man sich nicht um alles selber kümmern muss und man sich das oft nervige Handeln spart. Auch bei der Zollabfertigung ist es als Neuankömmlinge vorteilhaft, jemand an der Seite zu haben, der sich in dem Chaos auskennt.

Wie auch bei der Ausreise. Nach 2 ruhigen Tagen alleine in Tanger hatten wir das Glück am Schluss noch einen deutschsprachigen Marokkaner zu treffen, der mit uns einmal quer durch die ganze Stadt fuhr, damit wir unser Ticket im richtigen Büro abstempeln lassen konnten. Ein wahrer Segen, denn die Warterei vor der Fähre war auch so schon nervenaufreibend genug, bis wir alle Kontrollen inklusive GanzAutohausDurchleuchtung im chaotischen Konvoi am anderen Ende des Hafens hinter uns gebracht hatten.

Mit 3 Stunden Verspätung fuhr die Fähre endlich Richtung Barcelona und danach Genua ab. Marokkaner legten sich mit Decken quer über Sitzbänke oder lagen mitten in den Fluren. So entschlossen wir uns doch noch eine Innenkabine zu nehmen, um in Ruhe die schönen Erlebnisse in Marokko Revue passieren zu lassen ... und wie sich danach zeigte einen mitgeschleppten Virus auszukurieren.


Jetzt freuen wir uns wieder auf das europäische Festland!!!   ;o)

 

 

 

 

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