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QUER DURCH EUROPA
Wir sind dann mal unterwegs.....
Update 19 Ostern

 

OSTERN

Das wichtigste Fest im orthodoxen Jahreszyklus Griechenlands

Hunderte von Menschen warteten dichtgedrängt mit einer Kerze in der Hand. Die ganze Stadt schien gekommen zu sein. Es war halb 12 Uhr nachts als endlich Bewegung in die Menge kam. Das Licht kam aus der Kirche. Flamme um Flamme wurde es weitergegeben, bis das Lichtermeer der Kerzen den Platz erhellte:

Die Osternacht in NeosMarmaras auf der Halbinsel Sithonia.

Der griechisch-orthodoxe Priester kam auf ein Podest inmitten der Menge und führte die vorangegangenen stundenlangen Gesänge in der Kirche nun über Mikrofon fort. Nur wenige Zuschauer schenkten ihm ihre volle Aufmerksamkeit, die meisten Zuschauer schauten in die andere Richtung. Zum Meer hin. Dort wo eine lebensgrosse Stoffpuppe über dem Abgrund hing. Immer wieder war zuvor mit dem Finger auf dieses Sinnbild gezeigt und Kindern erklärt worden, dass das Judas darstellen sollte, den Verräter. Doch die darauf geschriebenen Namen internationaler Politiker übertrug die Geschichte in die heutige brisante Zeit der Wirtschaftskrise. Knaller explodierten, bengalische Feuer wurden entfacht, Benzin über die Puppe gegossen. Während die heilige Zeremonie des Priesters in den Hintergrund rückte, wurde doch genau darauf geachtet, wann der Geistliche die Auferstehung Jesu verkündete, um dann das Feuer zu entzünden. Die Puppe explodierte mit lauten Knallkörpern, während sich von unten ein Feuer entzündete, das meterhoch in den Himmel züngelte. Die Menge wich zurück, während der Priester weisse Blumenblätter in die Menge warf. Es war nicht ganz klar, ob dieses Zusammenspiel zwischen kirchlichem und politischem Schauspiel so gewollt war. Während sich die Zuschauer umarmten und „Frohe Ostern“ wünschten, verschwand der Priester und sein treues Gefolge wieder in der Kirche, wo die Gesänge weitergingen. Alle anderen machten sich auf den Heimweg, zur traditionellen Ostersuppe, die brennende Kerze in der Hand, um zuhause über der Haustür ein Kreuz einzubrennen. Unserem Autohaus wollte ich diesen griechischen Brauch aber dann doch nicht antun ;-)

Doch fasziniert war ich von den Bräuchen allemal. Während schon am Gründonnerstag Blumen in die Kirche getragen und der Kreuzigung Jesu gedacht worden war, waren diese Blumen am nächsten Morgen um die hölzerne Totenbahre „Epitaphios“ gebunden.  In einer feierlichen Zeremonie in der überfüllten Kirche von NeaMihaniona (südlich von Thessaloniki) wurde die Abnahme des Leichnams vom Kreuz symbolisch mit einem Tuch nachempfunden. Den ganzen Tag hindurch kamen die Leute an die Epitaphios, um das wertvoll bestickte Tuch und die goldene Bibel zu küssen. Jede Kirche hatte seinen eigenen Epitaphios, so auch in den zahlreichen Kirchen von Thessaloniki, deren Glocken kontinuierlich im 10 Sekundentakt hindurch läuteten. Ein interessanter Tag für eine Stadtbesichtigung der zweitgrössten Stadt Griechenlands, deren Bewohner zwischen Kuss in der Kirche und Genuss eines Kaffees in der Sonne hin und her pendelten.

Zurück in NeaMihaniona dann das Warten auf die abendliche Prozession. Während auch viele junge Leute die Texte andächtig in kleinen Messbüchern mitverfolgten, konnte ich die grosse Kirche von der Empore aus in Ruhe betrachten. Ganz aus Stahlbeton gebaut, war sie doch den byzantinischen Kirchen nachempfunden und ihr Inneres leuchtete im Schein der goldenen Wände, die mit bunten detailierten Szenen bemalt waren. Während ein Frauenchor Klagelieder sang, lasen mehrere Priester am Ephistos leise die Wünsche von den zahllosen Zetteln, die die Gläubigen im Laufe des Tages darauf geschrieben hatten. Endlich war es dann soweit: Wackelig wurde der Epithamos unter klagenden Gesängen durch die Strassen getragen. Dabei schien der Trauerzug kein Ende nehmen zu wollen. Laden- und Restaurantbesitzer und sogar die Hafenpolizei kam an die Strasse, um dem Gedenken zu huldigen.

 

Dann des eigentliche Osterfest: Überall roch es am Sonntag nach gegrilltem Osterlamm. Bis zu 4 Lämmern gleichzeitig wurden am Strand von NeosMarmaras über den Feuerstellen im Sand gedreht. Musik war zu hören, Gruppen von Familien und Freunden genossen das Picknick und stiessen rote Ostereier aneinander. Griechische Musik ertönte bei einer Hotelanlage. Eine Tanzgruppe forderte die Touristen auf, sich an den Händen haltend im Kreis zu tanzen, wobei die komplizierten Tanzschritte verrieten, dass hier Griechen und keine ausländischen Touristen ihren Osterurlaub verbrachten. Die Stimmung war ausgelassen inmitten des Riesenpicknicks, dessen fast leergeräumtes Buffet auch uns noch in den Genuss des Osterlammes kommen liess ;o)

 

 

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