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QUER DURCH EUROPA
Wir sind dann mal unterwegs.....
Update 18 vom 10.03.

                                                                  

ITALIEN 

23.2.-10.3.2010

 

                                                                       Sizilien

 

Gänseblümchen und Cappuccino.

Frühlingsgefühle im Februar.

Flanierende Menschen am ruhigen Meer von Mondello.

Dominierende Farben: Schwarz und Lila. Die Modefarbe der Saison. Überwiegend in dunklen Farbtönen gekleidet, hatten viele Italiener mindestens ein lila Kleidungsstück an: Pulli, Schal oder Jacke. Das einheitliche Modebewusstsein stand im starken Kontrast zu der vorangegangenen Zeit in Marokko. Auch die angenehm lockere Art im Umgang miteinander. Am Strand wurde gepicknickt und Fussball gespielt. Familien stürmten Eisdielen, indenen es überproportioniertes Eis in Milchbrötchen gab und frisch verliebte Paare tummelten sich im Sand. Eine andere Welt nur vom Meer getrennt.

Während auf der riesigen Fähre von Tanger nach Genua Marokkaner quer in den Fluren gelegen waren und die Monotonie der Seefahrt nur von den kostenlosen Essenszeiten unterbrochen worden war, sah das gleiche Schiff von Genua nach Palermo völlig anders aus. Jeder Raum war wieder frei zugänglich und im Spielzimmer war kein Kind mehr zu sehen, in der Bar konnte man wieder rauchfrei das Wort des anderen verstehen und der Speisesaal hatte einen gut organisierten Selfservice anstatt abgezählte Massenabfertigung.

Es war seltsam. Obwohl die Strassen und Häuser in Genua und Palermo auch nicht gerade vor Sauberkeit glänzten, sondern im Gegenteil von besseren Zeiten erzählten, war das Gefühl ein anderes wie in vergleichbaren Strassen Marokkos. Ein wohlwollenderes Gefühl. Vielleicht lag es am frühlingshaften Sonnenschein oder an den typischen mit bunten Kleidungsstücken behangenen Wäscheleinen vor den Fenstern oder einfach an der Tatsache, dass wir wieder in Europa waren: Das mediterrane Flair Italiens nahm uns gefangen. Da war sogar das Verkehrschaos durch Palermo „normal“, auch wenn es einem ständig den Adrenalinspiegel hochjagte. Es dauerte nicht lange, da wusste auch ich wieder, wo die Hupe ist. Dabei waren es weniger die rasenden Autos, die einem das Leben schwer machten, als vielmehr die lebensmüden Zweiradfahrer, die einen links und rechts in der kleinsten Lücke überholten. Ganze Horden von Rollerfahrern sammelten sich vor roten Ampeln, um beim gemeinsamen Anfahren den Schnellsten herauszufinden. Hohe Windschutzscheiben schienen dabei den Helm zu ersetzen.

So stiegen wir freiwillig auf öffentliche Busse um, was sinnvoll war, denn deren Stossdämpfer waren von den zahlreichen Geschwindigkeitsbremsen auf den Strassen (die wir fast schon aus unserem spanischen Gedächtnis gestrichen hatten) längst ruiniert. Ungebremst fuhren die Busse darüber hinweg, um den Zeitplan einzuhalten, wenn sie wieder einmal in den zugeparkten Strassen ausgebremst worden waren. Aber Fahrpläne schien es eh nicht zu geben. Wenigstens nicht an den Haltestellen. Man wartete einfach so lange, bis der passende Bus kam. Sogar vor unserem einsamen Campingplatz funktionierte das.

Es war erstaunlich. Während sich in Spanien die Überwinterer auf den Campingplätzen drängten, war hier kein Mensch zu sehen, trotz der tollen Brandung direkt vorm Campingplatzeingang, dem idyllischen Naherholungsgebiet um die Ecke und der jogginggerechten Promenade, die bis zum verträumten Fischerdorf  Sferracavallo mit seinen gemütlichen Kneipen reichte. Doch zugegebenermassen bot der Campingplatz nicht viel ausser seiner idealen Lage. Der Kampf um erträglich warmes Wasser unter der tröpfelnden Dusche war dann auch so gross, dass man sich fragte, warum eigentlich jeder Marokkoreisende auf die unkomfortable Einfachheit der dortigen Campingplätze hingewiesen wird, wenn man solche durchaus auch in Europa findet.   

Palermo begeisterte uns dann aber durch seine Modernität, Lebhaftigkeit und den unerwarteten Schätzen hinter verwitterten Fassaden. Die zahlreichen alten Palazzos waren oft nur anhand der grossen Tore in den verbauten Strassen zu erkennen. Abends leuchteten die Marktstände des Vucciriaviertels im Schein der grellen Glühbirnen, während die engen Gassen nur vom schwachen, gelben Licht der altertümlich wirkenden Laternen beleuchtet wurden. Doch der Höhepunkt war ein Ausflug nach Monreale und das Eintreten in den von aussen unauffälligen Dom. Man stand inmitten von Gold. Nicht protzige Barockkunst, sondern nüchterne Fassaden über und über mit Mosaiken verziert, die biblische Szenen inmitten von Gold zeigten. Arabisch- normannische Handwerkskunst nach byzantinischem Vorbild inmitten einer christlichen Kirche. Ausdruck eines Zeitalters religiöser Toleranz im 12.Jahrhundert. Daneben der wohl `kostbarste Kreuzgang Italiens mit seinen 228 mit gold- und buntfarbigen Mosaiksteinen verzierten Doppelsäulen, deren germanische Bandmotive sich mit den geometrischen Mustern des Islam verbinden`. Richtig, der Satz stammt nicht von mir, sondern ist sinngemäss aus dem Buch „Europa neu entdecken“, aber soviel Einzigartigkeit kann man nicht mit eigenen Worte erklären.

 

Danach wiesen uns Tempelreste der Griechen den Weg. Von der Ausgrabungsstätte in Selinunte (Entstehung 7Jhd.v.Chr.) an der Südküste sollte es nach Agrigento mit dem besterhaltenen griechischen Tempel auf Sizilien weiter gehen. Mit einer unerwartenden Unterbrechung: Dem Besuch der italienischen Notaufnahme in Sciacca. Nach einer schmerzerfüllten Nacht chauffierte ich Katrin vorsichtig zwischen Schlaglöchern hindurch entlang von Weinreben und Artischockenfelder ins nächste Krankenhaus. So zögernd Katrin rein ging, so schnell wollte sie auch wieder raus. Katastrophale Zustände machten das ganze etwas fragwürdig: Patienten wurden nicht nach Dringlichkeit, sondern nach ihrem Erscheinen aufgerufen, überfüllte Ruheräume liessen keine Ruhe zu, Angehörige stritten sich mit Krankenpflegern um die Liegen für die Patienten und überhaupt: auf ein Patient kamen im Durchschnitt 3 mitleidende Angehörige und je mehr Zeit verging, umso mehr Verwandte. Der einzige Vorteil war, dass es in den wechselnden Personengruppen meistens jemand gab, der einmal in Deutschland gelebt hatte und somit ein wenig deutsch sprechen konnte und uns anbot, die Worte des überarbeiteten Arztes zu übersetzen. Nachdem Katrins Flüssigkeitshaushalt dank Infusionsbeuteln wieder normal war und der verdorbene Magen durch Schmerzmittel besänftigt war, verbrachte Katrin den restlichen Tag lieber in der Ruhe des „Autohaus“bettes auf dem Krankenhausparkplatz. Nach einem weiteren Ruhetag unter Olivenbäumen auf einem Campingplatz war alles überstanden. Zum Glück.

 

Im Landesinneren standen dann die Bergdörfer im Mittelpunkt. Festungsartig auf die höchsten Kuppen gebaut, dienten sie früher der Sicherheit vor Überfällen. Dementsprechend kompakt angelegt, zogen sich verwinkelte enge Strassen durch die Altstädte und zum wiederholten Male mussten wir einsehen, dass das Navigationssystem hier eher an italienische Kleinwägen denkt, als an Wohnmobile. Herauskragende Balkone machten das Durchkommen noch abenteuerlicher. Die einheimischen „LKW`s“ waren dementsprechend angepasst: dreirädrige Lieferwägelchen brachten alles was man braucht fast bis vor die Haustür. Von den Balkonen wurden Körbe runtergelassen, um die Lebensmittel nach oben zu ziehen. Morgens diente die gleiche Schnur dazu den Müllbeutel runterzulassen. Knieschonende Haushaltsbewältigung! Unscheinbare Barockkirchen verplüfften im Inneren durch ihre Pracht.

 

Dann der langersehnte Blick auf den Etna an der Ostküste. Majestätisch ragte er schneebedeckt über das hügelige grüne Land, während wir durch Orangenplantagen mit ihren saftigen Früchten fuhren. Kaum am Fuss des Vulkans, waren auch schon Mauern und Strassen mit dem schwarzen Lavagestein gebaut. Je höher wir kamen umso mehr Fläche war durch meterhohe Lavaströme zerstört. Prächtige Wälder waren an den Kanten der erstarrten Lava wie Streichhölzer umgeknickt. Die neue Strasse windete sich auf diesem schwarzen harten spitzkanitgen Material den Berg hinauf, wobei versunken wirkende Häuserruinen zeigten, wie machtlos der Mensch gegenüber diesem Naturschauspiel ist. Auf Fotos in der Bergstation konnte man sehen, wie nah die glühende zähfliessende Lava 2001 an diesen Häusern vorbeigebrodelt war. Der Etna ist immer noch ein aktiver Vulkan, der aber durch ständige Gasentweichung an mehreren Kratern den inneren Druck soweit ablassen kann, dass es nur selten zu Ausbrüchen kommt. Am nächsten Tag konnten wir dann vom nördlichen Skigebiet über dem glitzernden Schnee den Hauptkrater „rauchen“ sehen.

 

Gerne fuhren wir von Schnee, Wind und Kälte wieder runter ans Meer, um von Messina ans Festland überzusetzen. Eine weitere Überraschung auf dieser landschaftlich reizvollen und von der Sonne verwöhnten Insel mit ihren temperamentvollen, freundlichen Einwohnern sorgte auch am letzten Tag für ein amüsiertes Kopfschütteln: Morgens um 6 Uhr galoppierte plötzlich ein Rennpferd über die menschenleere Uferstrasse der Grossstadt Messina. Angefeuert vom dahinter in einem Rennwagen sitzenden Jockey und von Dutzenden wild hupender und johlender Rollerfahrern, die aussahen, als wenn sie sich ganz spontan von der Kneipe weg dieser Hetzjagd angeschlossen hätten. So schnell dieser laute Spuk gekommen war, verschwand er auch wieder. Doch beim nächsten Mal (insgesamt waren es 4 Rennen) wurde dann klar, dass das Pferd nicht auf der Flucht war, sondern die Rollerfahrer keine Chance hatten es einzuholen. Und ihr lautes Rufen und Aufleuchten eher dazu diente, dem wenigen Verkehr klar zu machen, dass sie schnellstens auf die Seite fahren sollten. An den vereinzelten Zuschauern sah man, dass es anscheinend eine ganz „normale“ Art war, seine jungen Rennpferde zu trainieren.

Eine faszinierende Insel, immer wieder für eine Überraschung gut!

 

 

 

Das italienische Festland

 

Getrieben vom unangenehmen Regen fuhren wir durch blühende Obstplantagen direkt an die Ostküste ins Land der Trullis. Kleine runde Steinhäuser mit Kegeldächern auch aus Stein. Entstanden in einer Zeit, als die Landsherren keine Steuern auf  Häuser abgeben wollten und ihren Bauern befahlen, Häuser nicht mehr zu mauern, sondern ihre Behausungen nur mit Bruchsteinen aufzuschichten. So entstand die Form der Trullis. Am besten ihr schaut Euch dieses interessante „Zwergenland“ mit Hilfe der Fotos an!

Ganz in Gedanken an die Weiterfahrt über das stürmische Meer schauten wir uns noch die Altstadt von Bari, mit ihrem allgegenwärtigen Gedenken an den Heiligen St. Nikolaus, an. Leider auch hier im Regen, doch das war egal: In Griechenland erwartet uns die Sonne.

Ob der Wetterbericht stimmte, seht ihr im Update 19   ;o)

 

Ganz viele liebe Grüsse

Claudia & Katrin

 

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